Ein Beinahe-Liegenbleiber
Wir wollen eigentlich mit Grisl nur eben den nächsten Aldi anfahren, um einzukaufen.
Doch schon nach 2 km auf der Bundesstraße merke ich, dass Grisl bei hohen Drehzahlen anfängt zu ruckeln und man über Tempo 70 nicht hinauskommt.
Doch zunächst gibt sich das Problem wieder und wir kaufen zunächst ein.
Auf der Rückfahrt verlasse ich die Bundesstraße, weil das Ruckeln wieder stärker wird. In solchen Momenten gehen einem ja naturgemäß die schlimmsten Gedanken durch den Kopf: Motorschaden? Kiste trocken weil die Tankanzeige ungenau ist und man es nach der letzten Tour vergessen hat? Tank fast leer und daher saugt die Kiste Luft und Schlamm? Liegenbleiber auf der Bundesstraße, Verkehrschaos hinter einem, keine Ahnung ob und wie man die Kiste wieder zum Laufen bekommt, Abschleppdienst/Truck Service, €€€…
Doch wir kommen immerhin von der Bundesstraße herunter und schaffen es – nach mehreren kurzen Pausen in Bushaltestellen und am Straßenrand bis fast nach Hause.
Am letzten Berg vor dem rettenden Zuhause, bereits in der Siedlung, stirbt die Kiste fast ab und es bleibt mir nichts anderes übrig, als kontrolliert am Seitenrand zu parken mit der Hoffnung, dass nach einem Wiederauffüllen des Tanks (das war die zu diesem Zeitpunkt vermutete Ursache) der Deutz-Motor es schafft, sich selbst zu entlüften.
Wir laufen die letzten 300 m zu Fuß heim, ich hole den Reservekanister Diesel aus der Scheune und Gudi fährt mich mit dem Berlingo zurück zu Grisl.
Nach dem Auffüllen des Tanks mit ca. 10 Litern Diesel läuft der Magirus zumindest wieder los und ich schaffe es bis auf den heimischen Parkplatz.
Nun gut, denke ich, es war der fehlende Kraftstoff. Da ich mich mit Grisl aber mit den paar Litern Diesel nicht wirklich wieder los traue, auf dem Weg zur Tankstelle, fahre ich dort erst mit dem Berlingo hin, hole 20 Liter und kippe diese in den Magirus.
Nun traue ich mich mit dem LKW noch einmal los. Und siehe da, es gehen nur noch knapp 20 Liter an der Tanke herein. 10 Liter (erstes Mal Kanister) + 20 Liter (zweites Mal Kanister) + 20 Liter (Tanke) ergeben 50 Liter. Es waren also zum Zeitpunkt des Stotterns mindestens noch 30 Liter im Tank, da Grisl einen 80 Liter-Tank hat.
Und bereits auf dem Rückweg von der Tanke geht das Ruckeln wieder los. Aber zumindest schaffe ich es bis zu mir nach Hause zurück.
Nun lasse ich die Kiste erstmal ein paar Tage stehen, ich denke nach und lese mich in allen möglichen Foren und in YouTube zum Theme Deutz-Motoren ein.
Außerdem kommt mir natürlich wieder in Erinnerung, dass mir der Autoverkäufer des Autohauses erzählte, dass deren Mechaniker bei der Fahrt zum TÜV ebenfalls mit dem Magirus liegengeblieben ist und sie eine Tankreinigung und Kraftstofffiltertausch durchführen mussten, da der Tank wohl verschlammt war.
Könnte das die gleiche Ursache sein? Der Verdacht liegt nahe.
Durch das Einlesen weiß ich, dass die Kraftstoffförderpumpe, die vor der Einspritzpumpe sitzt, einen kleinen Filter integriert hat, den man als erstes checken sollte, wenn man den Verdacht hat, dass der Motor keinen Sprit bekommt.
Die Förderpumpe ist von unten gut zugänglich, so dass man das Fahrerhaus nicht hochpumpen muss. Durch Lösen einer Zentralschraube kann man den Pumpendeckel mit Dichtung abheben und kommt an den Filter.
Und siehe da: Der komplette Filter ist mit teerartigen, klebrigen Klumpen verstopft, so dass völlig klar ist: Bei niedrigen Drehzahlen und Verbrauch reicht es so eben mit der Dieselmenge, die noch zur Einspritzpumpe gelangt.
Sobald die Drehzahlen höher sind, schafft es die Förderpumpe nicht mehr, die Einspritzpumpe mit genügend Sprit zu versorgen und der Motor gerät in’s Stottern, bzw. er stirbt komplett ab.
Ich reinige den Filter mit Pinsel und Verdünnung und baue ihn wieder ein. Anschließend entlüfte und fülle ich die Förderpumpe wieder mit dem außen angebrachten, kleinen Handhebel.
Ich starte den LKW und er läuft wieder wie eine Nähmaschine.
Jetzt werde ich wohl bei Gelegenheit noch den großen Kraftstofffilter checken müssen, da es in ihm vermutlich nicht besser aussehen wird.
Wieder eine potentielle Pannenquelle kennengelernt, die man sogar mit Bordmitteln selbst gut beheben kann.
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